Wege zum Wunschkind

Durch ausgefeilte Hormonbehandlungen und hoch spezialisierte Labortechnik verläuft fast jede dritte künstliche Befruchtung heute erfolgreich.

Nachdem Anna und Alexander Schöller* (beide 35) zwei Jahre lang vergeblich auf ein Kind gewartet hatten, ließen sich in einem Zentrum für Reproduktionsmedizin untersuchen und beraten. Ursache für die Kinderlosigkeit, so das Ergebnis, war die stark eingeschränkte Funktion von Alexanders Spermien. Das Paar entschloss sich zur künstlichen Befruchtung. Anna startete mit einer Hormonbehandlung, damit in einem Zyklus viele Eizellen reiften. 13 Tage lang spritzte sie sich spezielle Hormone, dann saugte der Arzt durch die Scheide per Punktion die befruchtungsbereiten Keimzellen ab. Im Labor wurden Alexanders Spermien in die Eizellen injiziert (intrazytoplasmatische Spermieninjektion = ICSI).

Drei Tage später setzte der Arzt eine befruchtete Eizelle in die Gebärmutter (Embryotransfer) ein. Zwei Wochen später führte Anna einen Schwangerschaftstest durch – mit positivem Ergebnis. Neun Monate danach kam ihr Sohn Max auf die Welt. „Wir hatten großes Glück“, stellte Anna fest. Sie vertrug die für viele Frauen belastende Hormonbehandlung gut und wurde gleich beim ersten Versuch schwanger. Als das Paar vier Jahre später noch einmal mit der Fruchtbarkeitsbehandlung begann, blieb der Erfolg aus. Obwohl Anna zwölf Zyklen lang Hormone erhielt, erfüllte sich der Wunsch nach dem zweiten Kind nicht. Als nach dem zwölften Embryotransfer schwere Blutungen einsetzen, geben die Schöllers für immer auf. Als besonders belastend empfanden sie den hohen Erfolgsdruck, der sie dazu trieb, es nach jedem Fehlschlag immer wieder zu versuchen.

Alter und Lebensstil ausschlaggebend

Die Erfolgsrate der Reproduktionsmedizin beträgt etwas über 30 Prozent. „Sind die Maßnahmen der assistierten Fortpflanzung nicht erfolgreich, liegt das meistens am Alter der Eierstöcke“, erklärt Fertilitätsexperte Christian J. Thaler. Das hängt nicht nur davon ab, in welchem Jahr die Frau geboren wurde, sondern auch von ihrem Lebensstil. So lässt Rauchen nicht nur Haut, Lunge und Herz schneller altern, sondern auch die weiblichen Fortpflanzungsorgane.

Rund jedes siebte Paar in Deutschland bleibt aus biologisch-medizinischen Gründen ungewollt kinderlos, zeigt eine Studie des Allensbach-Instituts. Ein Drittel von ihnen nutzt die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin. Eineinhalb Prozent aller Kinder, die in Deutschland auf die Welt kommen, wurden mit dieser Unterstützung gezeugt.

http://www.focus.de/gesundheit/baby/schwangerschaft/tid-7041/fortpflanzungsmedizin_aid_68950.html